Zweite PO nach Ende des Transkriptionsprojektes
Thread poster: Carsten Weitzmann
Carsten Weitzmann
Carsten Weitzmann  Identity Verified
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Feb 26, 2013

Hallo liebe Kollegen und Kolleginnen,

Da ich momentan noch ein Anfänger bin und ich gerade in eine etwas unangenehme Situation geraten bin, würde ich gerne einmal meine etwas erfahreneren Kollegen fragen, wie sie sich in einer solchen Situation verhalten würden.

Ich habe derzeit eine Agentur als Hauptkunden, bei der ich auch ein Praktikum absolviert habe. Meist erhalte ich von diesem Kunden Transkriptionen. So auch dieses Mal. Eine der Dateien hatte eine Gesamtlänge
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Hallo liebe Kollegen und Kolleginnen,

Da ich momentan noch ein Anfänger bin und ich gerade in eine etwas unangenehme Situation geraten bin, würde ich gerne einmal meine etwas erfahreneren Kollegen fragen, wie sie sich in einer solchen Situation verhalten würden.

Ich habe derzeit eine Agentur als Hauptkunden, bei der ich auch ein Praktikum absolviert habe. Meist erhalte ich von diesem Kunden Transkriptionen. So auch dieses Mal. Eine der Dateien hatte eine Gesamtlänge von 96 Minuten. Vorab wurde mir erklärt, dass das darauf zu hörende Interview nach 84 Minuten beendet war und ich deshalb laut meiner PO auch nur für 84 Minuten bezahlt werden würde. Dem hatte ich zugestimmt, da ich eben auch nach 84 Minuten nichts mehr zu bearbeiten habe. Das eigentliche Interview begann erst nach 8 Minuten. Nachdem ich diese Audio Datei, die eine extrem schlechte Qualität hatte und mich daher einige Zeit gekostet hat, letztlich rechtzeitig abgeliefert hatte, bekam ich eine Nachricht mit einer neuen PO. Die ersten 8 Minuten wurden mir von dem Gesamtbetrag abgezogen, weswegen ich jetzt rückwirkend weniger Geld für die gleiche Arbeit bekomme.

Ich hatte vorher nie ein solches Problem mit diesem Kunden und hatte auch während des Praktikums ein gutes Verhältnis zu den Mitarbeitern. Außerdem ist der Kunde bisher der einzige, der mir regelmäßig Arbeit gibt.

Meine Fragen:

a) Ich verstehe ja, dass diese 8 Minuten keine von mir geleistete Arbeit sind, aber liege ich nicht richtig damit, dass diese PO eingehalten werden sollte/muss?
b) Ist es meine Aufgabe, meinen Kunden über die ersten 8 Minuten zu informieren, wenn er es selbst nicht realisiert hat und damit letztlich mein Gehalt zu reduzieren?
c) Ist es gängige Praxis, eine PO nach Erhalt des Zieltextes zu ändern, auch wenn man sich auf den Betrag bereits geeinigt hatte?
d) Welche Möglichkeiten seht ihr, diesem Problem vorzubeugen, bzw. im Nachhinein meinen Standpunkt etwas deutlicher klarzumachen, ohne den Kunden ganz zu verlieren?

Könnte mir bitte jemand einen Ratschlag zur Lösung dieses Problems geben?

Vielen Dank im Voraus.

Carsten W
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Haluk Erkan
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8 Minuten Feb 27, 2013

Wegen 8 Minuten sollten Sie nicht riskieren, einen guten Kunden zu verlieren. 8 Minuten sind nicht so wichtig, aber ein dauerhafter Kunde schon. Was bekommen Sie eigentlich für diese 8 Minuten? Denken Sie noch einmal nach, bevor Sie überhaupt bei dem Kunden diesbezüglich nachfragen. Ich würde es lieber nicht tun. Das ist meine Meinung.

 
Christian Schneider
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8 Minuten Feb 27, 2013

Außerdem ist der Kunde bisher der einzige, der mir regelmäßig Arbeit gibt.


Na dann würde ich auf dem Wortlaut der ersten PO bestehen. Wir hätten doch alle gerne mehr Freizeit.


 
Rolf Keller
Rolf Keller
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Der Kartoffelhändler hat mir versehentlich 2 kg zu viel eingepackt – was tun? Feb 27, 2013

Carsten W wrote:

Ich verstehe ja, dass diese 8 Minuten keine von mir geleistete Arbeit sind, aber liege ich nicht richtig damit, dass diese PO eingehalten werden sollte/muss?


Du solltest in solchen Fällen Sachverhalte klarer formulieren und alles nicht Relevante weglassen - wer will denn Broschüren lesen?
Ist es so, dass der erste Auftrag auf "84 Minuten" lautete, obwohl es nur 76 Minuten waren? Was sollen wir dann mit der Angabe "96 Minuten"? Und welche Rolle spielt der Fakt "Audio Datei, die eine extrem schlechte Qualität hatte und mich daher einige Zeit gekostet hat"? U. s. w. u. s. f.

Grundsätzlich ist im Geschäftsleben natürlich ein Irrtum erlaubt - ein Muss für das Einhalten irrtümlich gemachter Zusagen gibt es nicht, es ist immer eine Einzelfallentscheidung, die im Streitfall ein Richter beurteilen muss. Wie du damit umgehst, kannst nur du entscheiden, denn es gehört zu deiner Unternehmerpersönlichkeit. Bei welchem Grad von Sturheit bzw. Nachgiebigkeit du langfristig am Reichsten/Glücklichsten wirst, das kann hier niemand wissen - auch schon deshalb nicht, weil es "den" normalen Kunden nicht gibt.

Ist es meine Aufgabe, meinen Kunden über die ersten 8 Minuten zu informieren, wenn er es selbst nicht realisiert hat und damit letztlich mein Gehalt zu reduzieren?


Selbstverständlich meldet man sich sofort, wenn etwas nicht zu stimmen scheint - im Geschäftsleben nennt man diese Aufgabe "Vertragliche Nebenpflicht, auszuführen nach Treu und Glauben". Versetz dich einfach mal in die Lage der Agentur ("Hat dieser Bursche keinen Mund? Er hat doch sofort gesehen, was los ist. Da braucht er wohl einen Schuss vor den Bug, damit er sich beim nächsten Mal nicht dumm stellt. Wir können doch wegen dem nicht jeden Kleinauftrag noch zehnmal vorab kontrollieren.")

Ist es gängige Praxis, eine PO nach Erhalt des Zieltextes zu ändern, auch wenn man sich auf den Betrag bereits geeinigt hatte?


Gängig logischerweise nicht, denn normalerweise stimmt ja alles. Bisher hast du aber überhaupt noch klar nicht gesagt, auf was man sich geeinigt hatte Wenn ich deine Erzählung richtig decodiert habe, hatte man sich darauf geeinigt, eine Wand von 50 qm für 2 EUR/qm zu streichen, am Ende hat sich aber gezeigt, dass in der Wand eine Tür mit 5 qm drin war, die man nicht streichen konnte und musste. Da entsteht dann schon die Frage, ob man sich auf einen Festpreis oder einen qm-Preis geeinigt hat ...


 
Daniel Meier
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Nicht auf Wortlaut der PO bestehen Feb 27, 2013

Wenn am Anfang der Audiodatei 8 Minuten fehlen, hätten beide Seiten dies schon vor Auftragsvergabe bemerken können - vielleicht gab es objektive Gründe dafür, warum dies nicht geschehen ist.
Als Auftragnehmer sehe ich es jedoch als meine Pflicht an, den Auftraggeber unverzüglich darauf hinzuweisen, wenn die PO nicht mit den tatsächlichen Gegebenheiten des Auftrags übereinstimmt. Daher würde ich deine Frage b) mit Ja beantworten. Wenn die Datei um 8 Minuten länger gewesen wäre, h�
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Wenn am Anfang der Audiodatei 8 Minuten fehlen, hätten beide Seiten dies schon vor Auftragsvergabe bemerken können - vielleicht gab es objektive Gründe dafür, warum dies nicht geschehen ist.
Als Auftragnehmer sehe ich es jedoch als meine Pflicht an, den Auftraggeber unverzüglich darauf hinzuweisen, wenn die PO nicht mit den tatsächlichen Gegebenheiten des Auftrags übereinstimmt. Daher würde ich deine Frage b) mit Ja beantworten. Wenn die Datei um 8 Minuten länger gewesen wäre, hättest du doch den Kunden bestimmt auch darauf hingewiesen?
Zu a) und c) würde ich sagen, natürlich sind die Bedingungen einer PO einzuhalten, aber es kommt eben auch vor, dass sich im Laufe der Auftragsbearbeitung erhebliche unvorhergesehene Abweichungen zwischen PO und tatsächlichem Aufrag ergeben. Hier ist aber vor allem der Auftragnehmer in der Pflicht, der diese Abweichungen dann ja meist feststellt.
Zu d) würde ich dem Kunden eine Bestätigungn der geänderten PO schicken und die Sache nicht weiter thematisieren.
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Maria Popova
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Gute Chance fürs Üben Feb 27, 2013

Hallo Carsten,

hier bietet sich die Möglichkeit, an deinen Verhandlungsfähigkeiten ein bisschen zu feilen. Ich würde versuchen dem Kunden beizubringen, dass die Qualität der Aufnahme so schlecht war, dass es zusätzliche Zeit gekostet hat, die Transkription mit guter Qualität und rechtzeitig abzuliefern. So in diesem Sinne würde ich versuchen, eine Gewinn/Gewinn-Beziehung herzustellen.

Gruss

Maria


 
Sonja Köppen
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Kommt vor Feb 27, 2013

Ich glaube, ich würde dem Kunden (möglichst bündig) meine Sicht der Dinge darlegen, dazu kulant auf die acht Minuten verzichten und zukünftig darauf achten, mit diesem Kunden alles zu Projektbeginn wasserdicht (kurze, präzise Dokumentation der Bedingungen mit beiderseitigem OK drunter) zu klären.
Meine Erfahrung ist, dass es derlei Meinungsverschiedenheiten und Hakeleien leider hin und wieder gibt. Meine Sammlung von Lach- und Sachgeschichten ist schon lang; dabei hatten die Leute in
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Ich glaube, ich würde dem Kunden (möglichst bündig) meine Sicht der Dinge darlegen, dazu kulant auf die acht Minuten verzichten und zukünftig darauf achten, mit diesem Kunden alles zu Projektbeginn wasserdicht (kurze, präzise Dokumentation der Bedingungen mit beiderseitigem OK drunter) zu klären.
Meine Erfahrung ist, dass es derlei Meinungsverschiedenheiten und Hakeleien leider hin und wieder gibt. Meine Sammlung von Lach- und Sachgeschichten ist schon lang; dabei hatten die Leute in den seltensten Fällen Böses im Sinn und waren tatsächlich irgendwie auch zu ihrer Ansicht gekommen. Wenn ich meine Reaktionen beobachte, geht es mir praktisch nie um die Kohle, sondern um das Gefühl, über den Tisch gezogen zu werden (wer da wie ich Empfindlichkeiten hat, und die sind verbreitet, sollte sie einkalkulieren).
Die Kunst besteht darin, die Konflikte nicht nur so beizulegen, dass beide Seiten damit leben können (sofern möglich), sondern den Aufwand dabei vertretbar gering zu halten. Schlaucht sonst schon ganz schön. Das klappt irgendwann, aber nur durch Übung. Also knirsch nicht mit den Zähnen, sondern nimm's als training on the job
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Haluk Erkan
Haluk Erkan  Identity Verified
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Der Knackpunkt... Feb 28, 2013

...der Geschichte ist diese Aussage:
Carsten W wrote: a) Ich verstehe ja, dass diese 8 Minuten keine von mir geleistete Arbeit sind (...)

Wenn du diese 8 Minuten tatsaechlich transkribiert haettest, dann waere eine freundliche Rücksprache schon nötig. Das alles sollte natürlich VOR der Auftragsvergabe passieren und nicht erst nach der Lieferung.

Deswegen überprüfe ich zu allererst alle Dateien, die mir zur Verfügung gestellt werden ganz genau, um irgendwelche Nerven aufreibende Diskussionen um ein Paar Euro im Nachhinein zu vermeiden.

[Bearbeitet am 2013-02-28 11:32 GMT]


 


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